Editorial Nr. 57

Liebe Leserinnen und Leser,

»Mischen (im)possible« – längst ist sie Alltag geworden in unseren Klassen und Kursen: die religiöse Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler. Auch von offizieller Seite wird dem immer mehr Rechnung getragen, und so gibt es recht unterschiedliche Modelle landauf und landab: zum Beispiel die konfessionelle Kooperation in Niedersachsen und den Religionsunterricht für alle in Hamburg.

Doch was bedeutet diese interreligiöse »Mischung« für den Unterricht? Was fordert diese Tatsache von uns Unterrichtenden, welche Kompetenzerweiterungen brauchen die Schülerinnen und Schüler in ihrem Alltag? Wird der Religionsunterricht mehr zur Religions­kunde über die verschiedenen Religionen? Müssen wir vor allem mehr wissen darüber, was den Glauben der anderen ausmacht, vielleicht auch im Hinblick auf den Berufsbezug? Oder beinhaltet Interreligiosität vor allem eine bestimmte Haltung, mit der ich den Schülerinnen und Schüler gegenübertrete und die ich ihnen vermitteln will? Was heißt eigentlich Religionsfreiheit in unserem Land, und wie wirkt sie sich auf unseren Unterricht aus? Und wie kann ich im »normalen« Unterrichtsgeschehen dem Rechnung tragen, dass daran Schülerinnen und Schüler mit teilweise sehr unterschiedlicher religiöser Herkunft und Prägung teilnehmen?

So wenig, wie es eine einheitliche Handhabung der religiösen Vielfalt in den einzelnen Ländern gibt, so wenig gibt es eindeutige Antworten auf die vielen Fragen, die diese Situation aufwirft. Mit der Frage, was denn interreligiöse Kompetenz heisst, beschäftigt sich das Titelthema. Praktische Modelle dazu finden Sie in den Unterrichtsbeispielen.

In diesem Heft wollen wir der Vielfalt mit Vielfalt begegnen – unter anderem mit einer Darstellung verschiedener Landesmodelle zum BRU, Interviews mit jüdischen und islamischen Religionslehrern, Meinungen von Lehrkräften zum interreligiösen Lernen und mit verschiedenen unterrichtspraktischen Beiträgen, die alle auf ihre eigene Art und Weise der Heterogenität in BRU-Klassen Rechnung tragen.

Wir hoffen, Ihnen dadurch Anregungen geben zu können im Hinblick auf Ihren eigenen Umgang mit religiöser Verschiedenheit und möchten Sie gleichzeitig neugierig machen auf die vielfältigen Menschen und die Erfahrungen und Meinungen, die sie in Ihren Unterricht mitbringen.

In diesem Sinne wünschen wir von der Redaktion Ihnen bereichernde Erfahrungen beim »Mischen« der (Un-)Möglichkeiten und spannende Begegnungen in Ihren »gemischten« Unterrichtsgruppen.

Ihnen allen eine gute Zeit wünscht
    
Ihre Ina Schubart