Editorial Nr. 66
Liebe Leserinnen und Leser,
ein thematisches Heft zu Schulseelsorge, warum das? Weil sie in der EKD und in den Landeskirchen zunehmend in den Fokus gerät? Aber: Wird Schulseelsorge da nicht auch benutzt, um in Zeiten von abnehmenden Kirchenmitgliedszahlen und zunehmendem Atheismus der Schülerinnen und Schüler ein »Bein in der Tür« Schule zu behalten? Wollen wir dabei mitmachen? Und angesichts der großen Heterogenität in den einzelnen Landeskirchen im Umgang mit Schulseelsorge – kann man da überhaupt ein Heft gestalten, das für alle gleichermaßen interessant sein kann? Diese Fragen haben uns in der Redaktion bei den Vorüberlegungen zu diesem Heft sehr beschäftigt.
Aber es gab auch gewichtige Gründe gegen diese Bedenken: Angesichts der immer lauter werdenden Klagen über die zunehmende Verrohung in der Gesellschaft, ist es da nicht gerade auch unsere Aufgabe, in unserer Arbeit genauer hinzuschauen? Sich zu sorgen um die Seele der Schule, aufmerksam(er) zu sein für den Ton, den Umgang, die Wahrnehmung untereinander. Mitzubekommen wie es der Anderen geht, einzutreten für die Belange und Bedürfnisse des Anderen. Stellung zu beziehen gegen Verrohung und Achtlosigkeit. Aber auch da zu sein, wenn wirkliche Not ist und Akzente zu setzen für alle, Spiritualität zu leben und und und…Darum haben wir uns entschlossen, dieses Heft Schulseelsorge zu machen.
Was verstehen wir selbst darunter? Was gehört zur Schulseelsorge dazu? Geht es um Seelsorge mit dem Einzelnen oder ist Schulseelsorge auch ein Bestandteil von Schulkultur? Schulseelsorge als »Sorge um die Seele der Schule«, das war unser gemeinsamer Nenner. Sorge, Fürsorge oder – moderner – Achtsamkeit sind die wichtigen Parameter, die Seelsorge ausmachen. Ein aufmerksames Ohr haben für die Menschen in der Schule und den »Geist«, die Haltung, die in Schule gelebt und spürbar wird.
Darin wollen wir Sie und Euch unterstützen, dafür wollen wir Anregungen geben. Dazu dient die theoretische Auseinandersetzung mit dem, worum es in der Seelsorge geht, dazu dienen auch die praktischen Beispiele, die Gedankensplitter, die Erzählungen.
Dies ist ein Heft, in dem es nur wenige fertige Unterrichtseinheiten und Arbeitsblätter gibt. Dies ist ein Heft mit einem Strauß von Möglichkeiten in Schulseelsorge, bei weitem nicht erschöpfend behandelt.
Vielleicht finden Sie in diesem Heft sich und Ihre Arbeit wieder, bestätigt auf dem Weg, den Sie schon gehen, und neue Anregungen für die Arbeit. Vielleicht aber finden Sie hier auch neue Gedanken und Ideen, wie Sie selbst sich »schulseelsorgerlich« auf den Weg machen können.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und alles Gute für Ihr seelsorgerliches Tun.
Ina Schubart