Editorial Nr. 72

Liebe Leserinnen und Leser,

auf meinem Schreibtisch steht eine Postkarte*: Zwei zur Kugel geformte Hände sind als unser Planet Erde bemalt und darüber steht: »I have a dream«.

Mir ist zurzeit sehr bewusst, dass wir Menschen es in der Hand haben, was aus unserer Welt wird und damit aus dem Leben auf dem Planeten Erde und aus uns. Wir kennen die Zusammenhänge von Klimaveränderung, Wirtschaft und Politik. Greta Thunberg appelliert in Davos eindringlich an unsere Verantwortung zum Handeln: »I want you to panic!« und in der EU: »I beg you, please do not fail this time«.

Wie lasse ich die Klimaveränderung und ihre Konsequenzen an mich heran? Gretas Durchhaltevermögen und Konsequenz ist bewundernswert, hart und gnadenlos. Panik spüre ich nicht, aber mein Scheitern ist mir sehr bewusst: Warum ändere ich mein Mobilitätsverhalten nicht umfassender? Warum rüsten wir nicht endlich unsere alte Ölheizung um? Warum kaufe ich nicht alle Lebensmittel im Bioladen und miete mir ein Stück Ackerland? Und ist vielleicht das Drucken einer Zeitschrift zum Thema Umwelt auch falsch? – So komme ich nur langsam weiter.

Gefragt ist eine innere und äußere Umkehr, religiös betrachtet viel­leicht auch Buße genannt, die in die Richtung einer grundlegenden Veränderung unserer Art zu leben geht.
Dafür brauche ich positive Bilder, positive Szenarien, die weltweit längst beschlossene Klimaziele aufgreifen, umsetzten, weiterführen, beflügeln. Ich brauche neben moralischen Appellen Ermutigung für die Wege des gerechten und klimafreundlichen Wirtschaftens. Ich brauche die begeisternde Hoffnung, die Christen auch Reich Gottes nennen, die ein Zusammen­leben von Mensch und Schöpfung ausmalt, so wie Gott es sich vorstellt. Dieser Gedanke macht mich freier, nochmal nachzudenken über mein Mobilitätsverhalten, die Ölheizung und den Acker.

Und ich gucke wieder hin zu der Postkarte: »I have a dream«.

Viele Grüße aus der Redaktion!

 

* Gottesdienst-Institut der ELKB, Nürnberg (Hg.): Karte »I have a dream« (1) Artikel 1830